Sexy SPD

Sexy people erobern den angeschlagenen Tanker SPD

Wird dank ihrer Hilfe der alten Dame SPD noch eine zweite Jugend vergönnt sein? Schon einmal ist ein Make-up-Versuch gründlich in die Hose gegangen. Willy Brandt sollte als der deutsche John F. Kennedy verkauft werden. Erst als dieser nichts mehr verkörpern musste, sondern er selbst sein durfte, wurde er zum Hoffnungsträger für seine Partei.

An einem Außenseiter schieden sich die Geister: Willy Brandt

Seine Gegner sprachen hinter vorgehaltener Hand vom "Weinbrandt-Willy". Konrad Adenauer im Bundestag von Frahm alias Brandt, um immer wieder an seine uneheliche Herkunft in einem proletarischen Umfeld zu erinnern. Allen Alt-Nazis war der ehemalige Linksradikale, der vor seinen Feinden nach Norwegen geflüchtet war und von dort das faschistische Deutschland bekämpfte, verhasst.

Er war alkoholabhängig und süchtig nach jungen Frauen. Aber dieses Leben am Abgrund und seine große Liberalität im Umgang mit seinen beiden Söhnen beeindruckten viele, die sich deshalb für ihn und seine Partei engagierten. Ihm nahm man die Aufforderung, mehr Demokratie zu wagen, ab.

 

Sein kant-iger Nachfolger: Helmut Schmidt

Der ehrgeizige und arrogant wirkende Mann aus Norddeutschland war als "Schmidt-Schnauze" weder in seiner Partei noch später im Bundestag besonders beliebt. Er wuchs an den Herausforderungen, denen er sich stellen musste. Als eine Hochwasserkatastrophe Hamburg heimsuchte, gewann er die Herzen seiner Mitbürger durch seinen entschiedenen und mutigen Einsatz. Er hielt stand, als linke Terroristen dieses Land erpressen wollten. Auch die Friedensbewegung konnte ihn nicht in die Knie zwingen. Er bestand auf einer Nachrüstung des Westens, falls der militärisch überlegene Ostblock nicht einer Abrüstung zustimmte. Immer mehr unterwarf sich der nikotinsüchtige Mann seinem Philosophen Immanuel Kant und dessen Verantwortungsethik. Sein Koalitionspartner FDP brachte ihn zu Fall, als er in einer Vertrauensabstimmung die Wahl Helmut Kohls zum Kanzler unterstützte.

 

Einem sturen Pfälzer gelingt die Wiedervereinigung: Helmut Kohl

Die Ankündigung des neuen Kanzlers, für eine moralische Wende zu sorgen, wurde mehr belächelt als ernst genommen. Auch die neue Bundesregierung verschuldete sich weiter und die Zahl der Arbeitslosen wuchs und wuchs. Aber der behäbig wirkende Mann duldete um sich so manchen klugen Kopf. Heiner Geißler bekam bei ihm eine Chance. Norbert Blüm und Rita Süßmuth sorgten für neuen Schwung. Angela Merkel durfte für grüne Themen werben. Noch war Wolfgang Schäuble ein brillanter Intellektueller, der neben Kurt Biedenkopf das geistige Profil der Union schärfte. Unter der Vorsitzenden Angela Merkel wird die Partei farbloser werden und an Profil verlieren.

In der Wende-Zeit glückte dem Pfälzer mit der Wiedervereinigung ein Meisterstück. Keiner wird ihm deshalb einen herausragenden Platz in der deutschen Nachkriegsgeschichte absprechen können.

 

Ein Prolo auf dem Weg nach oben: Gerhard Schröder

Wie Horst Seehofer kommt er aus ärmlichen Verhältnissen und wurde ebenfalls von einer willensstarken Mutter unterstützt. Wie sie biss sich der Halbwaise zäh durch. Nach mittlerer Reife und Studium auf dem 2. Bildungsweg gab sich sein rastloser Ehrgeiz selbst mit dem Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten nicht zufrieden. Als Kanzler genoss er den Medienrummel um seine Person und fühlte sich geschmeichelt, als Kanzler der Bosse wahrgenommen zu werden.

Seine rot-grüne Bundesregierung erfüllte die Forderung der Wirtschaft nach einer Liberalisierung des Arbeitsmarkts. Dass dadurch der Abstieg von einem Hochlohnland zu einem Niedriglohnland eingeleitet wurde, ahnte keiner der Reformer. Mit den Hartz-4-Reformen sollten gewachsene Versorgungsmentalitäten bekämpft und dem einzelnen wieder mehr Verantwortung für seine Lebenssituation abverlangt werden.

Als er sein Amt ausgerechnet an die Frau, die er nie so recht ernst genommen hatte, abgeben sollte, warf er nach barschem Aufbegehren den Hut hin. Sein Freund Putin tröstete den in seiner Eitelkeit tief verletzten und ermöglichte ihm in Russland den Aufstieg zum Millionär. Seitdem ist er als Sympathieträger für die SPD genauso wenig geeignet wie Wolfgang Klemens, der neben seinen vielen Pensionen von RWE eine Treueprämie für jahrzehntelange Anhänglichkeit bezieht.

 

Der scheue Griff nach der Macht: Walter Steinmeier

Ohne seinen treuen Eckehard, der mit Umsicht und einem enormen Arbeitseinsatz das Kanzleramt verwaltet hatte, wäre Gerhard Schröder sicher schon früher an seiner Großspurigkeit und seiner Basta-Mentalität gescheitert. Wie Angela Merkel und Horst Seehofer verfügt Walter Steinmeier über keine parteiinterne Hausmacht. Auch er wurde in einer Zeit ständiger Personalkrisen für seine Partei zum Notanker. Auch er konnte wie Angela Merkel den Abstieg ihrer Volkspartei nur abbremsen, nicht wieder rückgängig machen.

Wenn er sich wie sein niedersächsischer Kollege Christian Wulf zu einem bedächtigen Nachdenken entschließen und selbst die Fehlentscheidungen seiner Partei in der Verantwortung offen ansprechen könnte, würden vielleicht alte Wunden heilen und die Partei könnte mit mehr Zuversicht in die Zukunft sehen. Aber da sind noch die Prinzen, die vorgestern Ministerpräsidenten waren und jetzt tief in den Wechseljahren stecken. Sicher träumen sie von einer Kanzlerkandidatur als einer Hormonkur für ihre angeschlagene Männlichkeit. aber werden die neuen Wilden mit ihrer Forderung nach mehr Sexappeal in der Partei unterstützen?