Versöhnung mit den Eltern

mit_elternJahrzehntelang quälte mich ein Alptraum. Es ist Weihnachten und ich habe kein Geschenk für meine Eltern. In Panik renne ich los und kaufe in letzter Minute ein Buch. Wenn ich aufwachte, hatte ich Schuldgefühle.

So sehr ich auch grübelte, ich konnte den Traum nicht deuten. Irgendwann hatten wir auf Vorschlag meiner Mutter die Suche nach einem originellen Weihnachtsgeschenk abgeschafft. Jeder war mit einer Honigkerze oder einem Hautöl zufrieden. Warum dann die Angst, etwas schuldig zu bleiben?

Das Fest der Geburt

Erst als ich zufällig "Weihnachten" mit "Fest der Geburt" übersetzte, ging mir ein Licht auf. Richtige Kinder schenken ihren Eltern Enkelkinder. Sie helfen Eltern und Kindern, in Kontakt zu bleiben.

Eltern von Schwulen und Lesben haben nicht die Chance, Opa oder Oma zu werden. Obwohl wir unser Leben ihrer Lust verdanken, geht unser Begehren in eine andere Richtung. Vielen Eltern fällt es schwer, unsere sexuelle Orientierung zu akzeptieren. Sicher ist meine Mutter noch immer überzeugt, dass mich nur eine Frau wirklich glücklich machen könnte. 

Die Verlorenen Söhne und Töchter

Die-Rckkehr-des-verlorenen-Sohnes---Rembrandt-Quelle-WikipediaJesus ruft im Gleichnis vom verlorenen Sohn zur Versöhnung zwischen den Generationen auf. Obwohl der verlorene Sohn unter die Schweine geraten ist, begrüßt ihn sein Vater mit einem Festmahl. Der brave Sohn, der den Erwartungen seiner Eltern gerecht wurde, ist mit Recht wütend.

In von Männern beherrschten Gesellschaften wird Töchtern die Freiheit, verloren zu gehen, verweigert. Ein "Fest der Vertochterung" ist nicht vorgesehen. Muslimische Frauen, die sich dieses Recht herausnehmen, müssen manchmal ihren Mut mit dem Leben bezahlen.

Inzwischen entscheiden sich nicht nur Schwule und Lesben für ein Leben ohne Kinder. Fast die Hälfte aller bei uns geschlossenen Ehen bleibt kinderlos. Allmählich begreifen wir, dass dieser Trend unsere Wohlstandsgesellschaft ärmer macht.

Besonders an "Heilig Abend" erinnern sich nicht wenige von uns wehmütig an die Jahre, als wir mit leuchtenden Augen unter dem Christbaum eine Krippe, einen Zauberkasten oder ein Kasperle-Theater entdeckten.