Mariendorfer Landmark

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

wie romantisch das klingt: Mariendorfer Landmark. Einige alte Mitbürger unter uns werden uns sicher auf Theodor Fontane verweisen. Er wird auch diesen Teil Berlins durchwandert und beschrieben haben.

Seitdem haben hier viele Generationen und vor allem die Politik ihre Spuren hinterlassen. Zu Westberliner Zeiten wurde auch hier mit Steuergeldern Anreize geschaffen. Büros wurden gebaut, für die kein Bedarf bestand. Die Hafenanlagen wurden großzügig saniert, obwohl das Frachtaufkommen gering war. Die Investoren haben sich, sobald die Subventionen abgesahnt waren, wieder aus dem Staub gemacht. Das "goldene Westberlin" blieb arm und musste weiter vom Bund durch finanziert werden.

Wir Piraten möchten, dass hier wie an vielen anderen Stellen unserer Stadt wieder Heimat entsteht. Keine der neuen Oasen, in denen Reiche ihr Geld anlegen und unter sich bleiben.

Wir haben deshalb kein Interesse, mit irgendwelchen Projekten das große Geld hierher zu locken. man wird uns deshalb als wirtschaftsfeindlich und lebensfremd brandmarken.

Wir lernen aus den Großprojekten wie den International Airport "Willy brennt!". Er war von der Politik mit 2,5 Milliarden Euro veranschlagt. Jetzt sollen die Baukosten bereits die 3-Milliarden- Grenze überschritten haben. Dabei sind die Regressforderungen nach der verschobenen Eröffnung noch gar nicht eingerechnet.

weitere Millionengräber sind geplant: allein auf dem Tempelhofer Feld die bundesgartenschau, die Internationale Bauausstellung und nicht zuletzt die große Zentralbücherei, die an Wowi's kometenhaften Aufstieg und seinen rasanten Absturz erinnern soll.

Immer heißt es: wir schaffen Arbeitsplätze und locken Touristen in die Stadt. Die Folgekosten werden an die nächste Generation weitergegeben.

Diese Politik der großen Strohfeuer wollen wir Piraten nicht fortsetzen. Wir wollen kleinere brötchen backen, damit nicht auch noch unsere Kinder und Enkelkinder für unsere Eitelkeiten zahlen müssen.

Die meisten von uns arbeiten gerne. Aber "Arbeit macht nicht frei!", wie man an den Eingangstoren der Konzentrationslager lesen konnte. Wir arbeiten gerne, um für uns und die folgenden Generationen die Bedingungen guten Lebens zu schaffen. Dazu sind in erster Linie Menschen, die sich mit Ideen, Begeisterung und Liebe ans Werk machen, nötig. Sie werden mit ihrer Fantasie auch das für ihre Projekte nötige Geld auftreiben.

Jeder, der in unserem Bezirk engagiert ist, spürt den enormen Spardruck. Demnächst sollen auch noch die Nachbarschaftsbüchereien zusammengelegt werden, um zwei oder drei Personalstellen einsparen zu können. Dabei wurden diese Einrichtungen geschaffen, um mit diesen Angeboten näher bei den Menschen zu sein, die sie benötigen und Schwellenängste überwinden müssen.

Während wir mit jedem Pfennig rechnen sollen, zaubert die große Politik Milliardenbeträge aus dem Hut für Banken, die sich verspekuliert haben. Sobald sie saniert sind, wird angeblich ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum beginnen. An diese Märchen glauben nur noch unsere Finanzminister und die Finanzspekulanten.

Für uns Piraten beginnt die Nachhaltigkeit im hier und Jetzt. Wir sehen uns an, was uns die vorherigen Generationen hinterlassen haben. Wir sind nicht so eitel zu glauben, dass wir alles besser machen können und müssen. Wir werden mit dem Vorgefundenen schonend umgehen. Wir laden alle ein, mitzumachen. Es wird Fortschritte geben und natürlich auch Fehlschläge. Aber es wird eine maßvolle Politik werden, weil sie nicht etwas für die Menschen, sondern mit ihnen macht.

Theodor Fontane war ein großer Menschenfreund. Er fühlte sich den kleinen Leuten näher als den Neureichen, die im Rausch der Gründerzeit das Bild Berlins bestimmten. Nach seiner gescheiterten Karriere als 1848-ziger Revolutionär musste er in England jahrzehntelang einen Brotberuf ausüben. Er war schon fünfzig, als endlich seine literarische Karriere begann.

Er wusste aus eigener Erfahrung, was es heißt, kleine Brötchen backen zu müssen. Vieles bei uns Piraten hätte ihn sicher belustigt. Aber unser Bemühen, wieder für mehr Heimat in unserem Berlin zu sorgen, hätte er mit großer Sympathie verfolgt und unterstützt.

In seinem liberalen Geiste wünsche ich uns Allen noch einen schönen Festtag!